Prologo
Da treffen sich irgendwo auf dem Globus einige Herren im dunklen Anzug und mit grauem Haar zum Essen. Manchmal sind es auch nur zwei. Sie plaudern, tauschen Informationen und vergleichen Zahlen. Wenn sie nach einigen Stunden auseinandergehen, haben sie ein Weltunternehmen erschaffen. Sie nennen es Aventis oder Novartis, AOL Time Warner, BPAmoco, DaimlerChrysler oder ExxonMobil, BankAmerica, Citigroup oder UBS. Sie rechnen vor, daß das vereinigte Gebilde noch mehr verdienen und daß seine globale Wettbewerbsfähigkeit wachsen wird. Sie sagen, ihr Konstrukt sei dank Bündelung der Kräfte in der Lage, künftig die ihm gemäße stärkere Marktposition einzunehmen und so auf dem globalen Markte zu bestehen.
Dann sprechen die Herren von Synergien und dem Skaleneffekt, von Einsparungen und Spin-off, von Fokussierung und Kernkompetenzen. Leider sei der durch globale Zwänge unvermeidbar gewordene Zusammenschluss mit der „Freisetzung“ von 5000 oder 16000 Arbeitnehmern verbunden. Ein Sozialplan gewährleiste, daß die Arbeitsplätze „sozialverträglich“ abgebaut würden. Gewerkschaften und Presse seien informiert. Die für das Gemeinwesen verantwortlichen Politiker können in der Zeitung nachlesen, was die Herren der Wirtschaft beschlossen haben.
Selbstverständlich gleich einem Naturereignis, vorbei an Gesetzen und Parlamenten, deformieren wenige Menschen Wirtschaft und Gesellschaft. Wie reagiert der Rechts-staat? Was meinen Regierung und Parlament? Was sagen die Menschen? Geht es wirklich um Optimierung und Strategien des wirtschaftlichen Überlebens? Nein, das alles ist vordergründig. Richtig allein ist: Es geht um Macht. Es geht darum, wer dem-nächst auf dem Weltmarkt das Sagen hat. Es geht um Marktanteile, um noch mehr Umsatz und noch mehr Gewinn. Es geht ganz einfach um noch mehr als die anderen.
Geht diese Rechnung der Konzernstrategen auf, die nur in den Kategorien eines Napoleon denken können? Wird Weltpolitik, auch für kommende Generationen, nicht mehr in den Parlamenten, sondern in den Konzernzentralen formuliert? Parlamente und Regierungen nehmen nur noch zur Kenntnis und sind ohnmächtig.
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Dann sprechen die Herren von Synergien und dem Skaleneffekt, von Einsparungen und Spin-off, von Fokussierung und Kernkompetenzen. Leider sei der durch globale Zwänge unvermeidbar gewordene Zusammenschluss mit der „Freisetzung“ von 5000 oder 16000 Arbeitnehmern verbunden. Ein Sozialplan gewährleiste, daß die Arbeitsplätze „sozialverträglich“ abgebaut würden. Gewerkschaften und Presse seien informiert. Die für das Gemeinwesen verantwortlichen Politiker können in der Zeitung nachlesen, was die Herren der Wirtschaft beschlossen haben.
Selbstverständlich gleich einem Naturereignis, vorbei an Gesetzen und Parlamenten, deformieren wenige Menschen Wirtschaft und Gesellschaft. Wie reagiert der Rechts-staat? Was meinen Regierung und Parlament? Was sagen die Menschen? Geht es wirklich um Optimierung und Strategien des wirtschaftlichen Überlebens? Nein, das alles ist vordergründig. Richtig allein ist: Es geht um Macht. Es geht darum, wer dem-nächst auf dem Weltmarkt das Sagen hat. Es geht um Marktanteile, um noch mehr Umsatz und noch mehr Gewinn. Es geht ganz einfach um noch mehr als die anderen.
Geht diese Rechnung der Konzernstrategen auf, die nur in den Kategorien eines Napoleon denken können? Wird Weltpolitik, auch für kommende Generationen, nicht mehr in den Parlamenten, sondern in den Konzernzentralen formuliert? Parlamente und Regierungen nehmen nur noch zur Kenntnis und sind ohnmächtig.
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3.2.3 Moral kommt nicht von selbst
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Markt und Moral verbunden ohne Widerspruch: Das ist ein frommer Wunsch. Es ist, wie wenn man den Löwen zum Vegetarier machen wollte. Man kann dem Markt selbst keine ethische Komponente implantieren. Das paßt nicht in das System. Ethik und Moral stören die Mechanik des Marktes. Das System Markt funktioniert nur mit Eigen-nutz. Wer das ändern will, stört das System und landet bald einmal in staatsbürokrati-scher Planwirtschaft. Für die Wirtschaft gibt es nur diese beiden Möglichkeiten: Entwe-der Markt ohne eigene Moral oder Planwirtschaft mit „ihrer“ Moral. Was Planwirtschaft, mit oder ohne Moral, leisten kann, wissen wir. Uns bleibt also nur der Markt.
Doch wenn der Markt selbst nicht moralisch sein kann, dann ist es notwendig, ihn ethisch zu formen, indem man ihn ordnet und regelt, ergänzt und rahmt. Markt muß ergänzt werden, wo er Lücken hat, und gezähmt werden, wo er ausrastet und schadet.
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Markt und Moral verbunden ohne Widerspruch: Das ist ein frommer Wunsch. Es ist, wie wenn man den Löwen zum Vegetarier machen wollte. Man kann dem Markt selbst keine ethische Komponente implantieren. Das paßt nicht in das System. Ethik und Moral stören die Mechanik des Marktes. Das System Markt funktioniert nur mit Eigen-nutz. Wer das ändern will, stört das System und landet bald einmal in staatsbürokrati-scher Planwirtschaft. Für die Wirtschaft gibt es nur diese beiden Möglichkeiten: Entwe-der Markt ohne eigene Moral oder Planwirtschaft mit „ihrer“ Moral. Was Planwirtschaft, mit oder ohne Moral, leisten kann, wissen wir. Uns bleibt also nur der Markt.
Doch wenn der Markt selbst nicht moralisch sein kann, dann ist es notwendig, ihn ethisch zu formen, indem man ihn ordnet und regelt, ergänzt und rahmt. Markt muß ergänzt werden, wo er Lücken hat, und gezähmt werden, wo er ausrastet und schadet.
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4.0 Shareholder Value, menschliche Instinkte und die Gier
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Shareholder Value ist mehr geworden als nur Mode oder Trend. Shareholder Value wurde zum Mythos. Gewinnwachstum als ein beherrschendes Unternehmensziel ist über den Bereich der Unternehmenspolitik hinausgewachsen. Gewinnwachstum als wirtschaftsphilosophischer Imperativ wurde zum Politikum. Die Philosophie des Share-holder Value stellt den Aktionär ins Zentrum und marginalisiert alles Übrige, so die Arbeitnehmer und Gläubiger, die Kunden und Lieferanten, auch das Gemeinwesen, in dem das Unternehmen wurzelt. Die kollateralen Schäden von Shareholder Value sind beträchtlich. Die wachsende Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten mit den verbundenen sozialen Kosten wurde zur Herausforderung der Gesellschaft durch die Märkte.
Die Shareholder Value-Doktrin, gewachsen fast zeitgleich mit dem Prozeß der Globali-sierung und mit dem globalen Strukturwandel, enthält Elemente, die die Marktmechanik stören. So sehr man es begrüßen mag, daß die Meßlatte Shareholder Value gelegentlich Unternehmen in Schieflage und auch müden Managern Beine macht und den Märkten Schwung verpaßt: Der Druck von Shareholdern, die aus ihrer Aktienanlage noch mehr Value herauspressen wollen, kann auch Ursache von unternehmerischen Fehlentscheidungen und von Fehlentwicklungen sein. In ihrer beherrschenden Einseitigkeit kann die Doktrin den Unternehmen selbst und der Volkswirtschaft schaden. Dies je mehr, je länger der Druck der Doktrin nun auf Menschen und Märkten lastet.
Der Markt ist nicht moralisch und muß es seinem Wesen nach auch nicht sein. Das Streben nach Erfolg und Gewinn, nach Vermögen und auch Macht ist grundsätzlich legitim. Doch Shareholder Value fokussiert die dem Markt eigene und auch legitime Chance des Gewinns und das Streben nach Gewinn auf nur einen der vielen Unter-nehmensbeteiligten. Sie konzentriert diese Chance auf Aktionäre. Die übrigen Unter-nehmensbeteiligten werden ausgeblendet.
Indem die Doktrin des Shareholder Value den Wert und den Nutzen des Unternehmens für den Aktionär ins Zentrum rückt, den Blick also einengt auf Unternehmensgewinn und Aktienkurs, hat sie auch eine Entwicklung angestoßen, die menschliche Urtriebe freisetzt und auf den Märkten der Finanzen einen Wettlauf der Anleger um noch mehr Gewinn in noch kürzerer Zeit entfesselte.
Die Entwicklung auf den Märkten und in den Unternehmen hat die Menschen mitgerissen. Ob Unternehmensführer oder Kapitalanleger, alle wollen bei der großen Sause dabei sein und schnell viel verdienen. Diesem Ziel werden oft genug Bestand und Zukunft der Unternehmen geopfert. Die Aktionäre werden reich, die Arbeitnehmer arbeitslos, der Staat verarmt. Seine Schulden wachsen. Die Begehrlichkeit der Kapitalanleger und der Unternehmensführer wurde zum gesellschaftlichen Problem. Es beschäftigt Medien und Politik gleichermaßen.
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Shareholder Value ist mehr geworden als nur Mode oder Trend. Shareholder Value wurde zum Mythos. Gewinnwachstum als ein beherrschendes Unternehmensziel ist über den Bereich der Unternehmenspolitik hinausgewachsen. Gewinnwachstum als wirtschaftsphilosophischer Imperativ wurde zum Politikum. Die Philosophie des Share-holder Value stellt den Aktionär ins Zentrum und marginalisiert alles Übrige, so die Arbeitnehmer und Gläubiger, die Kunden und Lieferanten, auch das Gemeinwesen, in dem das Unternehmen wurzelt. Die kollateralen Schäden von Shareholder Value sind beträchtlich. Die wachsende Arbeitslosigkeit in den Industriestaaten mit den verbundenen sozialen Kosten wurde zur Herausforderung der Gesellschaft durch die Märkte.
Die Shareholder Value-Doktrin, gewachsen fast zeitgleich mit dem Prozeß der Globali-sierung und mit dem globalen Strukturwandel, enthält Elemente, die die Marktmechanik stören. So sehr man es begrüßen mag, daß die Meßlatte Shareholder Value gelegentlich Unternehmen in Schieflage und auch müden Managern Beine macht und den Märkten Schwung verpaßt: Der Druck von Shareholdern, die aus ihrer Aktienanlage noch mehr Value herauspressen wollen, kann auch Ursache von unternehmerischen Fehlentscheidungen und von Fehlentwicklungen sein. In ihrer beherrschenden Einseitigkeit kann die Doktrin den Unternehmen selbst und der Volkswirtschaft schaden. Dies je mehr, je länger der Druck der Doktrin nun auf Menschen und Märkten lastet.
Der Markt ist nicht moralisch und muß es seinem Wesen nach auch nicht sein. Das Streben nach Erfolg und Gewinn, nach Vermögen und auch Macht ist grundsätzlich legitim. Doch Shareholder Value fokussiert die dem Markt eigene und auch legitime Chance des Gewinns und das Streben nach Gewinn auf nur einen der vielen Unter-nehmensbeteiligten. Sie konzentriert diese Chance auf Aktionäre. Die übrigen Unter-nehmensbeteiligten werden ausgeblendet.
Indem die Doktrin des Shareholder Value den Wert und den Nutzen des Unternehmens für den Aktionär ins Zentrum rückt, den Blick also einengt auf Unternehmensgewinn und Aktienkurs, hat sie auch eine Entwicklung angestoßen, die menschliche Urtriebe freisetzt und auf den Märkten der Finanzen einen Wettlauf der Anleger um noch mehr Gewinn in noch kürzerer Zeit entfesselte.
Die Entwicklung auf den Märkten und in den Unternehmen hat die Menschen mitgerissen. Ob Unternehmensführer oder Kapitalanleger, alle wollen bei der großen Sause dabei sein und schnell viel verdienen. Diesem Ziel werden oft genug Bestand und Zukunft der Unternehmen geopfert. Die Aktionäre werden reich, die Arbeitnehmer arbeitslos, der Staat verarmt. Seine Schulden wachsen. Die Begehrlichkeit der Kapitalanleger und der Unternehmensführer wurde zum gesellschaftlichen Problem. Es beschäftigt Medien und Politik gleichermaßen.
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4.2.3 Das epidemische Wachstum von Gier
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Wir stehen, so sieht es heute aus, am Ende einer Entwicklung, die harmlos und noch in Übereinstimmung mit den Gesetzen begann, die dann aus dem Ruder lief und schließlich in krimineller Abzockerei endete. Wenige spektakuläre „Kasinounfälle“ waren der Anfang der Sause. Die Gurus der Finanzmärkte benutzten die Hebel aus Derivat und Kredit. Nicht immer ging das gut. Wir hörten von einzelnen „Spielern“, die sich privat oder auch im Interesse des Arbeitgebers verspekuliert hatten und anschliessend versuchten, mit immer höheren Einsätzen, auch mit Termingeschäften und Derivaten, den Schaden auszugleichen, solange bis es zum millionenschweren Absturz kam. Nick Leeson ruinierte so die Baring Bank. John Rusak, ein braver Familienvater, versenkte mit Devisenoptionen zum Schaden der Allied Irish Banks 750 Millionen US-Dollar.
Erst waren es ja nur einzelne, dann mehrere, schliesslich wurde es Routine, und keiner wollte zurückstecken. Wer nicht mitmachte, fiel in der Gunst der Analysten zurück. Das Dogma Shareholder Value ist unerbittlich. Die Börse bestraft sofort. Alan Greenspan sprach von „infektiöser Gier“. Aber da war es wohl schon zu spät. Als „amerikanische Grippe“ breitete sich wie ein Flächenbrand die Übung aus, Bilanzen zu schönen („tuning“), Umsatz zu kaufen oder vorzutäuschen, Kosten und Verluste zu aktivieren oder zu exportieren, Gewinne durch Verzicht auf gebotene Rückstellungen und Abschreibungen oder durch den Abbau von Arbeitsplätzen zu generieren oder gar Gewinne zu manipulieren, Shareholder Value vorzugaukeln und schlussendlich, rasch noch vor dem Absturz, mit Insiderwissen oder aufgeblasenen Optionen, abzusahnen.
Beginnend mit Einzelfällen explodierte das Ganze in wenigen Jahren zu einer gewaltigen Massenbewegung, die in ihrer schillernden Vielfalt nicht mehr erkennen liess, was noch rechtens und was betrügerisch ist, und die nicht mehr nachzurechnen erlaubte, was davon wann begonnen hatte. Es wird nicht möglich sein, in diesem Gewirr aus Masse, Verflechtung und Zeitablauf Beweise zu sichern und Verantwortliche zu suchen.
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Wir stehen, so sieht es heute aus, am Ende einer Entwicklung, die harmlos und noch in Übereinstimmung mit den Gesetzen begann, die dann aus dem Ruder lief und schließlich in krimineller Abzockerei endete. Wenige spektakuläre „Kasinounfälle“ waren der Anfang der Sause. Die Gurus der Finanzmärkte benutzten die Hebel aus Derivat und Kredit. Nicht immer ging das gut. Wir hörten von einzelnen „Spielern“, die sich privat oder auch im Interesse des Arbeitgebers verspekuliert hatten und anschliessend versuchten, mit immer höheren Einsätzen, auch mit Termingeschäften und Derivaten, den Schaden auszugleichen, solange bis es zum millionenschweren Absturz kam. Nick Leeson ruinierte so die Baring Bank. John Rusak, ein braver Familienvater, versenkte mit Devisenoptionen zum Schaden der Allied Irish Banks 750 Millionen US-Dollar.
Erst waren es ja nur einzelne, dann mehrere, schliesslich wurde es Routine, und keiner wollte zurückstecken. Wer nicht mitmachte, fiel in der Gunst der Analysten zurück. Das Dogma Shareholder Value ist unerbittlich. Die Börse bestraft sofort. Alan Greenspan sprach von „infektiöser Gier“. Aber da war es wohl schon zu spät. Als „amerikanische Grippe“ breitete sich wie ein Flächenbrand die Übung aus, Bilanzen zu schönen („tuning“), Umsatz zu kaufen oder vorzutäuschen, Kosten und Verluste zu aktivieren oder zu exportieren, Gewinne durch Verzicht auf gebotene Rückstellungen und Abschreibungen oder durch den Abbau von Arbeitsplätzen zu generieren oder gar Gewinne zu manipulieren, Shareholder Value vorzugaukeln und schlussendlich, rasch noch vor dem Absturz, mit Insiderwissen oder aufgeblasenen Optionen, abzusahnen.
Beginnend mit Einzelfällen explodierte das Ganze in wenigen Jahren zu einer gewaltigen Massenbewegung, die in ihrer schillernden Vielfalt nicht mehr erkennen liess, was noch rechtens und was betrügerisch ist, und die nicht mehr nachzurechnen erlaubte, was davon wann begonnen hatte. Es wird nicht möglich sein, in diesem Gewirr aus Masse, Verflechtung und Zeitablauf Beweise zu sichern und Verantwortliche zu suchen.
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5.1 2 Juristische Personen und ihr Eigentum
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Der klassische Begriff des Eigentums, so wie ihn die Zivilgesetzbücher verstehen, wurde durch die Konstruktion der juristischen Person verändert. Mit dem Trick, das Eigentum der künstlichen Person und die Verfügungsgewalt darüber Menschen in den Organen der juristischen Person zuzuordnen, rettete man das Institut des privaten Eigentums in die moderne Industriegesellschaft. Doch das Eigentum von juristischen Personen hat eine andere Qualität als das Eigentum von natürlichen Personen. Es ergeben sich andere Probleme. Sie erfordern andere Lösungen als die, die das Recht für das private Eigentum der natürlichen Personen anbietet.
Die Rechtsfigur der juristischen Person hat eine klare Trennung zwischen Kapitalgeber (Aktionär) und Unternehmen vorgenommen. Es besteht keine Identität zwischen beiden. Das Unternehmen ist formell (rechtlich) und materiell (finanziell) eine selbständige und von den Kapitalgebern unabhängige Einheit. Ihm kommt in der Rechtsordnung und im Wirtschaftsleben eigene Rechtspersönlichkeit zu. Das Shareholder Value-Denken und der Anlagedruck der Finanzmärkte haben die an sich klare Rechtslage vernebelt.
Die Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt, durch Globalisierung verstärkt, zwingt zu der Frage, ob gesellschaftliches Privateigentum als synthetisches Konstrukt des kapitalistischen Systems noch den gleichen Normen unterstellt bleiben darf wie persönliches Privateigentum. Diese Frage wird nicht abgestützt auf gelegentlich krimi-nelle Entgleisung, Beispiele Enron und Parmalat. Diese Frage wird vor allem abgestützt auf den harten Konflikt der Interessen. Die Interessen des Unternehmens selbst, die Interessen seiner Funktionäre, die Interessen der Aktionäre, worunter mächtige institutionelle Anleger, und die Interessen der Arbeitnehmer, der Kunden, der Lieferanten, der Gläubiger und des Gemeinwesens („Stakeholder“) weichen voneinander ab.
Der globale Wandel und die Ballung des Kapitals zwingt zum Nachdenken auch über das Institut Eigentum: Nein, nicht die Verstaatlichung oder andere Formen des öffentli-chen Eigentums können weiterhelfen. Es muß beim gesellschaftlichen Privateigentum der juristischen Personen bleiben, sonst gefährden wir das System Markt. Doch wir müssen das Privateigentum der „Kollektive“, also das gesellschaftliche Privateigentum der juristischen Personen, jedenfalls ab einer bestimmten Größe, besonderen Normen unterstellen.
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Der klassische Begriff des Eigentums, so wie ihn die Zivilgesetzbücher verstehen, wurde durch die Konstruktion der juristischen Person verändert. Mit dem Trick, das Eigentum der künstlichen Person und die Verfügungsgewalt darüber Menschen in den Organen der juristischen Person zuzuordnen, rettete man das Institut des privaten Eigentums in die moderne Industriegesellschaft. Doch das Eigentum von juristischen Personen hat eine andere Qualität als das Eigentum von natürlichen Personen. Es ergeben sich andere Probleme. Sie erfordern andere Lösungen als die, die das Recht für das private Eigentum der natürlichen Personen anbietet.
Die Rechtsfigur der juristischen Person hat eine klare Trennung zwischen Kapitalgeber (Aktionär) und Unternehmen vorgenommen. Es besteht keine Identität zwischen beiden. Das Unternehmen ist formell (rechtlich) und materiell (finanziell) eine selbständige und von den Kapitalgebern unabhängige Einheit. Ihm kommt in der Rechtsordnung und im Wirtschaftsleben eigene Rechtspersönlichkeit zu. Das Shareholder Value-Denken und der Anlagedruck der Finanzmärkte haben die an sich klare Rechtslage vernebelt.
Die Trennung von Eigentum und Verfügungsgewalt, durch Globalisierung verstärkt, zwingt zu der Frage, ob gesellschaftliches Privateigentum als synthetisches Konstrukt des kapitalistischen Systems noch den gleichen Normen unterstellt bleiben darf wie persönliches Privateigentum. Diese Frage wird nicht abgestützt auf gelegentlich krimi-nelle Entgleisung, Beispiele Enron und Parmalat. Diese Frage wird vor allem abgestützt auf den harten Konflikt der Interessen. Die Interessen des Unternehmens selbst, die Interessen seiner Funktionäre, die Interessen der Aktionäre, worunter mächtige institutionelle Anleger, und die Interessen der Arbeitnehmer, der Kunden, der Lieferanten, der Gläubiger und des Gemeinwesens („Stakeholder“) weichen voneinander ab.
Der globale Wandel und die Ballung des Kapitals zwingt zum Nachdenken auch über das Institut Eigentum: Nein, nicht die Verstaatlichung oder andere Formen des öffentli-chen Eigentums können weiterhelfen. Es muß beim gesellschaftlichen Privateigentum der juristischen Personen bleiben, sonst gefährden wir das System Markt. Doch wir müssen das Privateigentum der „Kollektive“, also das gesellschaftliche Privateigentum der juristischen Personen, jedenfalls ab einer bestimmten Größe, besonderen Normen unterstellen.
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5.3.7 Freundliche und feindliche Übernahmen
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Die Begriffe „freundlich“ und „feindlich“ verwirren. Sie verschleiern die Brutalität des Geschehens. Eine Übernahme, der das Management zustimmt, nennt man „freundlich“ sogar noch dann, wenn das Unternehmen anschließend zerlegt und zerschlagen wird, wenn Arbeitnehmer entlassen werden. Ist ein Angebot zu tief, kommen dabei die Aktionäre und vor allem die Funktionäre zu kurz und lehnt das Management deswegen die Übernahme zunächst ab, dann ist das der Versuch einer „feindlichen Übernahme“. Die Übernahme kann aber „freundlich“ werden, wenn der „Angreifer“ mehr bietet, so daß das Management und auch die Altaktionäre zufrieden sind und zustimmen.
Beim Thema Übernahme machen sich die westlichen Staaten, auch die Europäische Union, nur Sorgen um die Aktionäre und deren Interessen. Gefordert wird, das Management dürfe den Versuch einer Übernahme nur dann abwehren, wenn zuvor die Aktionärsversammlung zugestimmt hat. Es scheint, man macht den Bock zum Gärtner. Unter den Aktionären befindet sich ja inzwischen der starke Block der Finanzinvestoren und der institutionellen Anleger, die gemeinsam treiben und Kasse machen wollen.
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Die Begriffe „freundlich“ und „feindlich“ verwirren. Sie verschleiern die Brutalität des Geschehens. Eine Übernahme, der das Management zustimmt, nennt man „freundlich“ sogar noch dann, wenn das Unternehmen anschließend zerlegt und zerschlagen wird, wenn Arbeitnehmer entlassen werden. Ist ein Angebot zu tief, kommen dabei die Aktionäre und vor allem die Funktionäre zu kurz und lehnt das Management deswegen die Übernahme zunächst ab, dann ist das der Versuch einer „feindlichen Übernahme“. Die Übernahme kann aber „freundlich“ werden, wenn der „Angreifer“ mehr bietet, so daß das Management und auch die Altaktionäre zufrieden sind und zustimmen.
Beim Thema Übernahme machen sich die westlichen Staaten, auch die Europäische Union, nur Sorgen um die Aktionäre und deren Interessen. Gefordert wird, das Management dürfe den Versuch einer Übernahme nur dann abwehren, wenn zuvor die Aktionärsversammlung zugestimmt hat. Es scheint, man macht den Bock zum Gärtner. Unter den Aktionären befindet sich ja inzwischen der starke Block der Finanzinvestoren und der institutionellen Anleger, die gemeinsam treiben und Kasse machen wollen.
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7.2.2 Menge und Wachstum von Finanzkapital
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Das synthetische Finanzvermögen wird weiterwachsen. Es gibt keine (globale) Noten-bank, die eine Höchstmenge M4 oder M5 festlegen könnte. Die Skala ist nach oben offen. Deswegen ist denkbar, daß dieses System der aufaddierten Nullen vorerst weiter funktioniert, ohne zu platzen. Noch stößt es nirgends an. Noch glauben die Experten, alles sei unter Kontrolle.
Früher einmal war der Wert von Papiergeld und Giralgeld gedeckt durch die Goldreser-ven der Nationalbanken. Später glaubte man, die Wirtschaftskraft eines Landes, also das BIP eines Landes, sei eine ausreichende Deckung für das umlaufende Geld. Unabhängige Notenbanken, so glaubte man, kontrollieren die Geldmenge und sorgten dafür, daß sie nur wenig schneller wächst als das BIP. Alles war im Griff. Die Golddeckung, so meint man heute, sei überflüssig geworden.
Die Notenbanken begannen konzertiert mit dem Verkauf ihrer Goldreserven. Doch jetzt ahnen wir, daß die globale Finanzkapitalmenge mehrfach größer ist als die Realgeld-menge und daß beide zusammen durch das globale Total aller nationalen BIP bei weitem nicht mehr gedeckt sind. Was passiert, wenn die Reichen das merken und ihre Nullen zur gleichen Zeit in Sachwerte umschichten wollen? Welche Folgen könnte es haben, wenn Finanzkapital in Massen in die Realwirtschaft fließt? Fließen möchte?
Das synthetische Finanzvermögen wird weiterwachsen. Es gibt keine (globale) Noten-bank, die eine Höchstmenge M4 oder M5 festlegen könnte. Die Skala ist nach oben offen. Deswegen ist denkbar, daß dieses System der aufaddierten Nullen vorerst weiter funktioniert, ohne zu platzen. Noch stößt es nirgends an. Noch glauben die Experten, alles sei unter Kontrolle.
Früher einmal war der Wert von Papiergeld und Giralgeld gedeckt durch die Goldreser-ven der Nationalbanken. Später glaubte man, die Wirtschaftskraft eines Landes, also das BIP eines Landes, sei eine ausreichende Deckung für das umlaufende Geld. Unabhängige Notenbanken, so glaubte man, kontrollieren die Geldmenge und sorgten dafür, daß sie nur wenig schneller wächst als das BIP. Alles war im Griff. Die Golddeckung, so meint man heute, sei überflüssig geworden.
Die Notenbanken begannen konzertiert mit dem Verkauf ihrer Goldreserven. Doch jetzt ahnen wir, daß die globale Finanzkapitalmenge mehrfach größer ist als die Realgeld-menge und daß beide zusammen durch das globale Total aller nationalen BIP bei weitem nicht mehr gedeckt sind. Was passiert, wenn die Reichen das merken und ihre Nullen zur gleichen Zeit in Sachwerte umschichten wollen? Welche Folgen könnte es haben, wenn Finanzkapital in Massen in die Realwirtschaft fließt? Fließen möchte?